Bilfinger - Licht am Ende des Tunnels!

Liebe Trader,
gleich drei Gewinnwarnungen gab der Bauservice-Dienstleister für das laufende Fiskaljahr ab. Entsprechend schwach präsentiert sich der Kursverlauf der Aktie, die sich gegenüber ihren Höchstständen von mehr als 90 Euro mittlerweile fast halbiert hat. Inzwischen ist der Wert auf einem attraktiven Niveau angekommen, zumal der Konzern zuletzt einige interessante Großaufträge an Land ziehen konnte. Die Aufstockung der Beteiligung durch den Finanzinvestor Cevian macht zusätzlich Hoffnung, dass die Talsohle bei Bilfinger nun durchschritten sein dürfte. Auch aus technischer Sicht mehren sich die Anzeichen dafür, dass die Aktie vor einer Trendwende steht.


Drei Gewinnwarnungen in Folge zerstören Anlegervertrauen
Nachdem Bilfinger die Investoren Ende Juni und Anfang August mit zwei Gewinnwarnungen überrascht hatte, schien die Situation beim Bauservice-Dienstleister zunächst bereinigt. Nach dem Austausch des glücklos agierenden Konzernchefs Roland Koch und die Berufung des ehemaligen Vorstandschefs Herbert Bodener zum neuen Interim-CEO schöpften die Anleger wieder langsam Vertrauen, zumal Bodener kurz nach seinem Amtsantritt ein größeres Aktienpaket für knapp 1 Mio. Euro erwarb. Anfang September schockte der Konzern seine Aktionäre mit der dritten Gewinnwarnung innerhalb von 60 Tagen. Demnach rechnet das Konzernmanagement für 2014 nur noch mit einem bereinigten Ergebnis (EBITA) aus fortzuführenden Aktivitäten von mindestens 270 Mio. Euro. Erst Anfang August hatte Bilfinger die Prognose bereits um weitere 40 Mio. Euro auf 340 bis 360 Mio. Euro gesenkt. Im Zuge der dritten Gewinnwarnung rutschte der Wert binnen weniger Handelstage auf ein Vierjahres-Tief ab und setzte seine Talfahrt weiter fort.

Probleme bleiben bestehen - Licht am Ende des Tunnels
Unter anderem machte der Konzern Probleme beim Umbau der Industriesparte sowie rückläufige Ergebnisse im Geschäft mit Kraftwerksunternehmen für die erneute Gewinnwarnung verantwortlich. Im Anschluss an die erneute Gewinnwarnung konnte Interims-Chef Bodner die Gemüter der Anleger und Analysten zwar etwas beruhigen, machte aber gleichzeitig klar, dass sich die genannten Probleme nicht kurzfristig beseitigen ließen. Für Gegenwind sorge vor allem die im Zuge der laufenden Energiewende schwächer als erwartet laufenden Geschäfte mit Dienstleistungen für Kraftwerke, vor allem im Inland. Da Bilfinger den Umbau des Industriedienstleistungsgeschäfts weiter vorantreibt, laufen die Geschäfte in dieser konjunktursensiblen Sparte ebenfalls schwächer als erwartet. Ein weiterer Sonderfaktor ist in diesem Zusammenhang das rückläufige Geschäft mit Dienstleistungen für die Öl- und Erdgasindustrie: Angesichts des Shale-Gas-Booms in den USA halten sich viele europäische Unternehmen mit Investitionen zurück, was die Geschäfte von Bilfinger in diesem Segment stark beeinträchtigt. Nach Aussage des Konzernchefs ist die zu erwartende Erholung in der zweiten Hälfte nicht stark genug, um die daraus resultierenden Ergebnisrückgänge kompensieren zu können. Bodener sprach in diesem Zusammenhang allerdings von temporären Problemen, wobei das Fiskaljahr 2014 als "einmalige Situation" zu verstehen sei. Mit der neuen Prognose habe der Konzern nach Aussage von Bodener außerdem "soliden Grund unter den Füßen", wobei man keinen Grund zu Pessimismus in den kommenden Jahren habe.
 
Konzernstrategie mittelfristig vielversprechend, Großaufträge machen Hoffnung
Aus strategischer Sicht macht der in den vergangenen Jahren konsequent vorangetriebene Umbau von Blfinger zu einem modernen Dienstleistungs- und Serviceanbieter für die Bauindustrie Sinn: Denn mit Facility-Management und anderen Dienstleistungen für Immobiliengesellschaften und Industrieunternehmen lassen sich langfristig nachhaltige und vor allem planbare Erlöse erzielen, was im zyklischen Baugeschäft, von dem sich Bilfinger weitestgehend getrennt hat, nicht der Fall ist. Bilfinger hat in den vergangenen Jahren außerdem sein Dienstleistungs-Angebot konsequent erweitert und gehört dank selektiver Zukäufe auf dem Heimatmarkt und im Ausland zu den führenden Playern in diesem Bereich, wobei diese Bereiche inzwischen 88 Prozent der Gesamtleistung des Konzerns ausmachen. Obwohl Bilfinger kurzfristig in den Problemsparten weiterhin mit Problemen zu kämpfen hat, sollte sich die Perspektive für den Gesamtkonzern mittelfristig weiter aufhellen. Einige kürzlich gemeldete Großaufträge machen Hoffnung, dass Bilfinger bald aus der Talsohle zurückkehren kann: So erhielt der Konzern für seine Industriesparte mehrere Aufträge aus Norwegen und Rumänien mit einem Gesamtvolumen von 90 Mio. Euro. Auch im Kraftwerkssegment war Bilfinger mit einem Serviceauftrag für 125 Wasserkraftwerke in Schweden erfolgreich.   

Attraktive Fundamentaldaten - Großaktionär stockt Beteiligung auf
Ein Blick auf die Fundamentaldaten beweist, dass Bilfinger auf dem derzeitigen Niveau mittelfristig  gute Chancen bietet. Nach dem Kursrutsch der vergangenen Monate liegt der Börsenwert von Bilfinger bei 2,2 Mrd. Euro. Dem steht für 2014 eine zu erwartende Gesamtleistung von 7,6 Mrd. Euro und ein Nettogewinn in Höhe von voraussichtlich 160 Mio. Euro gegenüber. In den vergangenen Jahren hatte Bilfinger bewiesen, dass man in der Lage war, auch bei schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen solide Ergebnisse zu erwirtschaften: So konnte der operative Gewinn von knapp 100 Mio. Euro im Jahr 2005 bis 2012 auf ein Rekordniveau von mehr als 400 Mio. Euro verbessert werden. Die derzeitige Bewertung, die Bilfinger nach den drei Gewinnwarnungen zugestanden wird, impliziert für die kommenden Jahre einen massiven Gewinneinbruch bzw. den Rutsch in die Verlustzone, wovon zum jetzigen Zeitpunkt keine Rede sein kann. Auch in punkto Dividende ist die Aktie von Bilfinger sicherlich einen Blick wert: Aktuell liegt die Dividendenrendite für 2014 bei einer im Vergleich zum Vorjahr unveränderten Ausschüttung von 3,00 Euro je Aktie bei 6,2 Prozent. Vor dem Hintergrund der Gewinnwarnungen ist hier zwar eine Kürzung der Ausschüttung durchaus wahrscheinlich. Bilfinger dürfte jedoch daran interessiert sein, seine langjährige aktionärsfreundliche Dividendenpolitik beizubehalten, um die Investoren bei der Stange zu halten. Gegen eine radikale Kürzung oder gar Streichung der Dividendenausschüttung spricht auch das Engagement des Finanzinvestors Cevian, der nach dem herben Kursrutsch zumindest auf einer attraktiven Dividendenzahlung als Kompensation beharren dürfte. Zuletzt hat Cevian seine Beteiligung auf mehr als 25 Prozent aufgestockt und sich damit die Sperrminorität an dem Bauservicedienstleister gesichert. Offiziell dient das Engagement "nicht zur Umsetzung von strategischen Zielen, sondern zur Erzielung von Handelsgewinnen". Allerdings will Cevian seinen Einfluss im Aufsichtsrat von Bilfinger erweitern und sich entsprechend dem Stimmrechtsanteil ausreichend vertreten lassen. Auch fasse Cevian in den kommenden zwölf Monaten eine weitere Aufstockung der Beteiligung von derzeit 25,62 Prozent ins Auge, was zumindest für weitere Kursphantasie sorgen dürfte, zumal man ab einer Beteiligung von 30 Prozent ein Übernahmeangebot für Bilfinger unterbreiten müsste. Cevian, der unter anderem beim Stahlkonzern ThyssenKrupp eine führende Rolle bei der laufenden Retrukturierung spielt, gilt als sehr aggressiver Investor und dürfte bereits eine mögliche Zerschlagung von Bilfinger bereits durchgespielt haben.

Bilfinger - Trendwende eingeleitet!
Der Chart von Bilfinger macht nach den drei Gewinnwarnungen einen schwer angeschlagenen Eindruck. Nachdem die Aktie nach der Gewinnwarnung Anfang September mit einem Gap-Down von 60 auf 55 Euro einbrach, wurden kurze Zwischenerholungen systematisch zum Abbau von Positionen genutzt. Nach dem Rutsch bis in den Bereich von 47 Euro zeigte die Aktie in den vergangenen Handelstagen Stabilisierungstendenzen und konnte wieder nach oben drehen. Aktuell sehen wir hier gute Chancen auf der Long-Seite.

Verantwortlicher Redakteur: Martin Springmann, Hinweis auf mögliche Interessenskonflikte. Der Autor dieses Artikels besitzt gerade Positionen in der vorgestellten Aktie!
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