Short-Kandidaten Zalando und Rocket Internet: Nach verunglücktem Börsenstart immer noch zu teuer!

Liebe Trader,
nach jahrelanger IPO-Flaute gaben in dieser Woche mit Zalando und Rocket Internet gleich zwei milliardenschwere Neuemissionen ihr Debut auf dem deutschen Parkett. Ein Blick auf die Fundamentaldaten der beiden Börsenneulinge weist jedoch auf eine deutliche Überbewertung hin, was im derzeit schwachen Gesamtmarkt interessante Chancen auf der Short-Seite eröffnet..

Negatives Marktumfeld belastet die Stimmung - IPOs erwischen schwachen Handelsstart
Nach jahrelanger IPO-Flaute wagten sich in den vergangenen Wochen gleich mehrere milliardenschwere Neuemissionen auf das Parkett. Der Zeitpunkt für Rekordbörsengänge in Deutschland schien gut gewählt, zumal der chinesische Online-Händler Ali Baba in der vergangenen Woche an der US-Technologiebörse NASDAQ den erfolgreichsten Börsengang aller Zeiten feierte. Im Vorfeld der beiden IPOs zeichnete sich bereits ein überaus erfolgreicher Handelsstart ab, zumal sowohl Zalando als auch Rocket Internet ihre Anteilsscheine am oberen Ende der Bookbuilding-Spanne platzieren konnten. In Hausse-Phasen werden Neuemissionen von den Investoren in der Hoffnung auf schnelle Zeichnungsgewinne stark nachgefragt, wobei fundamentale Kriterien bei der Auswahl eine eher untergeordnete Rolle spielen. Dies war auch bei Zalando und Rocket Internet der Fall, wobei am so genannten Graumarkt, an dem Aktien von IPO-Kandidaten noch vor dem Börsengang gehandelt werden können, teilweise hohe Aufschläge bezahlt wurden.  Im derzeit schwachen Börsenumfeld haben Neuemission mit fundamental überzogenen Bewertungskennzahlen jedoch einen schweren Stand. Anstelle hoher Zeichnungsgewinne hatten beide Aktien Mühe, sich nach Emission über dem Ausgabepreis zu behaupten. Besonders schwach fiel das Börsendebut von Rocket Internet aus, zumal die Aktie kurz nach Handelsstart unter den Ausgabepreis von 42,50 Euro rutschte.

Zalando - Defizitäres Geschäftsmodell und exorbitant hohe Bewertung
Der auf Schuhe und Bekleidung spezialisierte Online-Versandhändler Zalando gehört wegen seiner aggressiven Werbestrategie im TV und im Internet zu den bekanntesten Branchenvertretern im Internet. Bei den rund 13,7 Millionen registrierten Kunden (Stand Ende Juni 2014) ist Zalando vor allem wegen seiner breiten Sortimentsauswahl und dem kostenlosen Rücksendeservice beliebt. Entsprechend stark entwickelte sich im abgelaufenen Fiskaljahr 2013 der Konzernumsatz, der im Vorjahresvergleich von 1,16 Mrd. Euro auf 1,76 Mrd. Euro zulegen konnte. Für das starke Umsatzwachstum zahlt Zalando jedoch einen hohen Preis: Angesichts hoher Werbeausgaben zur Neukundengewinnung sowie Ausgaben für den kostenlosen Retouren-Service wurde im abgelaufenen Fiskaljahr 2013 ein operativer Verlust (EBIT-Basis) von 113,9 Mio. Euro ausgewiesen, nach einem Minus von 83,6 Mio. Euro im Vorjahr. Unter dem Strich lag der Nettoverlust mit 116,6 Mio. Euro ebenfalls deutlich über dem Vorjahreswert (-85,1 Mio. Euro).  Das Erreichen der Gewinnzone liegt für Zalando damit in weiter Ferne, zumal der Internet-Händler angesichts der starken Konkurrenz durch Platzhirsche wie Amazon einen schweren Stand hat. Aktuell wird Zalando mit 4,9 Mrd. Euro bewertet, was bei einem zu erwartenden Umsatz von 2,1 Mrd. Euro für 2014 ein Kurs- Umsatz-Verhältnis von 2,3 ergibt, während Amazon auf knapp 1,8 kommt.

Rocket Internet - Absturz vorprogrammiert?
Wesentlich undurchsichtiger ist das Geschäftsmodell bei der Berliner Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet. Die von den Samwer-Brüdern gegründete Holding hat sich auf die Gründung junger Internet-Start-Up-Unternehmen rund um den Globus spezialisiert und ist in 116 Ländern aktiv. Unter anderem gehören Minderheitsbeteiligungen am Spiele-Entwickler Goodgame Studios, an Online-Reise-Portalen wie Traveloka und Travelbird, an Online-Marktplätzen wie Yemek Sepeti und DaWanda sowie an Unternehmen im Bereich Finanztechnologie wie Kreditech, Borro und SocietyOne zum Portfolio von Rocket Internet. Insgesamt hält Rocket Internet Beteiligungen an rund 450 Unternehmen weltweit. Im ersten Halbjahr 2014 generierte Rocket Internet gerade einmal Umsatzerlöse von 65,85 Mio. Euro (Vorjahreswert: 35,2 Mio. Euro), während unter dem Strich ein Konzernverlust von 238,8 Mio. Euro stand. Aktuell erwirtschaftet keine der im Portfolio gehaltenen Beteiligungen operative Gewinne. Vor diesem Hintergrund ist die aktuelle Bewertung von  Rocket Internet mit einem Börsenwert von 4,9 Mrd. Euro deutlich zu teuer, was für Korrekturpotential spricht.

Trading-Taktik: Warten auf Short-Einstieg
Nach dem schwachen Start der beiden Börsenneulinge ist vorerst nicht mit einem massiven Kursrutsch zu rechnen. Denn die an der Emission beteiligten Bankenkonsortien dürften zunächst Kurspflege betreiben. Für das optimale Timing eines Short-Einstiegs bietet es sich an, eine Erholung in den Bereich des Erstausgabekurses, der bei Zalando bei 21,50 Euro und bei Rocket Internet bei 42,50 Euro lag, abzuwarten. Es ist wahrscheinlich, dass die Emissionsbanken bei den Aktien noch einmal Kurspflege betreiben.

Verantwortlicher Redakteur: Martin Springmann, Hinweis auf mögliche Interessenskonflikte. Der Autor dieses Artikels besitzt gerade keine Positionen in den vorgestellten Aktien!
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