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Die Darvas Methode

Wie Nicolas Darvas als Trendfolger 2.450.000 Dollar verdiente

Wir schreiben den 28. Mai 1962. In einer kleinen Sitzecke im Oak Room des vornehmen Plaza Hotels in New York sitzt, bedächtig nippend an einem Planturs Punch, ein zufrieden wirkender Mann. Vor ihm ausgebreitet liegt eine Zeitung, seine Aufmerksamkeit gehört jedoch offensichtlich etwas anderem. Mit blauer Tinte kritzelt er eine Zahl an den Rand der Zeitung:  2.450.000 Dollar!

Der Mann heißt Nicolas Darvas, ein ungarischer Tänzer, der vor sieben Jahren eher zufällig mit dem Aktienhandel begann. Sieben Jahre, in denen sich das Leben für Darvas komplett verändert hatte. Nicht nur, dass er mit fast zweieinhalb Millionen Dollar Börsengewinnen Millionär wurde, er war an der Wall Street zu einer Art Ikone aufgestiegen, nachdem das TIME Magazin seine Geschichte veröffentlichte.

Drei Redakteure der TIME hatten, anfangs skeptisch aber doch neugierig, die Unterlagen und Kontoauszüge von Nicolas Darvas überprüft und jeden seiner Käufe und Verkäufe akribisch nachvollzogen, um letzten Endes die obige Zahl zu bestätigen. Die Wall Street ist bevölkert von professionellen Spielern, Croupiers, Kartengebern und Tippgebern. Sie ist eine Art Spielcasino, in noch viel größerem Ausmaß als Las Vegas. Nicolas Darvas hatte dieses Casino betreten und als reicher Mann verlassen, nicht aus Glück, sonder dank einer ausgefeilten Strategie.

Die Kaufstrategie von Nicolas Darvas

An jenem besagten Tag im Oak Room des Plaza Hotels titelt die New York Post, auf die Darvas so voller Stolz seine Aktiengewinne gekritzelt hatte: „Aktien fallen! Die schlimmste Verkaufswelle in dreißig Jahren.“ Der Mai-Crash 1962 markierte das vorläufige Ende eines langen Bullenmarktes. Nicolas Darvas hatte zu diesem Zeitpunkt keine Aktien mehr und das nicht aus dem Grund, weil er den Crash etwa vorhergesagt hätte. Nein, die Marktentwicklung zu prognostizieren verspricht den gleichen Erfolg wie den Verlauf der Kugel beim Roulettespiel zu bestimmen. Darvas besaß im Crash keine Aktien mehr, weil er den Regeln seines Systems folgte.

Das Darvas-System basiert auf der Grundüberlegung, dass der einzige solide Grund eine Aktie zu kaufen darin besteht, dass sie steigt. Eine Aktie, die nicht steigt, muss man nicht im Depot haben und man sollte sich erst Recht nicht Gründe dafür einreden. Hat eine Aktie erst einmal eine stabile Tendenz ausgebildet, bleibt diese Tendenz meist über einen längeren Zeitraum erhalten. Es gibt kaum eine Aktie, die ungebremst wie eine Rakete emporsteigt. Die Phasen starker Kursanstiege werden von wilden Oszillationsbewegungen mit bestimmten Grenzen unterbrochen. Diese Phasen des Kräftesammelns verlaufen ähnlich wie die Sprünge eines Gummiballs, der in einem geschlossenen Glaskasten auf und ab springt.

Um diese Beobachtung zu systematisieren, entwarf Darvas sein Box-System. Zuerst wird die obere Begrenzung der Box bestimmt. Wenn eine Aktie an drei aufeinanderfolgenden Tagen kein neues Hoch markiert, wird dieses zurückliegende Hoch die obere Begrenzung der Box. Im Anschluss wird der Boden der Box bestimmt, der sich als niedrigster Kurs ergibt, auf den die Aktie nachgab. Dieser Tiefstkurs darf dann an den drei Folgetagen nicht mehr unterschritten werden.

Nicolas Darvas investiert ausschließlich in Aktien, die steigen und deren Anstiege lediglich von kurzen Perioden des Kräftesammelns unterbrochen werden. Er merkte schnell, dass seine Trades meist dann von Erfolg gekrönt waren, wenn sich die Boxen konsequent übereinander stapelten, d.h. der Ausbruch aus der oberen Begrenzung einer Box zur Bildung einer neuen Box führte, die über der vorherigen lag. Darvas vergleicht seine Aktienselektion mit einem Pferderennen. Er wollte nicht auf die ganzen Mitläufer setzen, sondern auf das stärkste Pferd, das das Rennen anführt, den ungeschlagenen Champion. Seine Kaufstrategie verfeinerte er dahingehend, dass er nur Aktien kaufte, deren obere Begrenzung der Box ein historisches Hoch markierte, oder in abgeschwächter Form ein Mehrjahreshoch.

Um sicherzugehen, dass eine Aktie wirklich über Siegerqualitäten verfügt und er auf das richtige Pferd setzte, musste die Aktie in den letzten Monaten bereits ihre Sprinterqualitäten unter Beweis gestellt haben. Darvas wählte nur Aktien aus, die seit ihrem 52-Wochentief bereits 100 Prozent oder mehr zugelegt hatten. Wenn die obere Begrenzung der Box dann noch einem historischen Hoch entsprach, übernahm er den Titel in die engere Auswahl. Die anderen Aktien bezeichnete er, ein wenig abfällig, als Abfall.

Nachdem diese Vorauswahl getroffen war, untersuchte Darvas weitere Kriterien. Eine gesteigerte Umsatzaktivität deutet allgemein auf ein hohes Interesse an dem Papier hin. Am interessantesten sind Aktien, die normalerweise relativ ruhig gehandelt werden und dann in eine Phase steigender Kurse und deutlich anziehenden Handelsvolumina übergehen. Darvas bezeichnete sich selbst als Technofundamentalist, was bedeutet, dass er neben charttechnischen Kriterien auch fundamentale Kennziffern betrachtete. Das große Anlagekapital, so schreibt er, folgt der Spur der Gewinne und favorisiert diejenigen Aktien mit den höchsten erwarteten Gewinnsteigerungen.

Wie Nicolas Darvas eine Position absicherte

Für den Ungarn war zu jedem Zeitpunkt klar, dass die Risikominimierung im Vordergrund stehen musste. Jeder sollte sich darüber bewusst sein, dass wer hohe Belohnungen erwartet auch bereit sein muss, gewisse Risiken einzugehen. Das Ziel bei Börsengeschäften muss es jedoch sein, die Risiken zu minimieren. Da eine bullische Aktie, die nach einer Phase des Kräftesammelns die obere Begrenzung der Darvas-Box durchbricht, kaum dazu neigen wird unter ihren Ausbruchspunkt zurückzufallen, platzierte Darvas den ersten Stopp-Loss Kurs knapp unterhalb des Einstieges. Er beschreibt seine Vorgehensweise konkret am Beispiel einer Aktie, die in der 35/40 Box pendelt, wobei 40 den historische Höchstkurs darstellt: „ ..platziere ich gleichzeitig mit meiner Stopp-Buy Order bei 40,125 Dollar eine Stopp-Loss Order bei 39,875 Dollar. Für meine Zwecke und bis die Abmessung einer neuen, höher gelegenen Box bestimmt werden können, wird ein Kurs von 39,875 Dollar zur Sicherheitslinie“.

Den ersten Stopp-Kurs setzte Darvas also knapp unter dem Ausbruchsniveau. Wenn der Ausbruch abverkauft wurde und die Aktie zurückkam, bedeutete das nur einen kleinen Verlust. Wenn der Ausbruch jedoch gelang und die Aktie zu einem Bullen wurde, der vor Stärke nur so strotzte und mehrere Wochen lang galoppierte, wuchsen aus den Anfangs kleinen Gewinnen in starken Haussephasen sehr schnell große Gewinnpositionen heran. In diesem Fall ging es darum, die vorhandenen Gewinnpotenziale so gut wie möglich auszureizen. Man kann einer Aktie kaum ansehen wann sie ihren absoluten Höchststand erreichen würde. Die Wall Street wird von vielen Spielern bevölkert, die imstande sind, Wertpapiere in ungeahnte Höhen zu treiben. Darvas verkaufte deshalb nie in steigende Notierungen hinein, sondern wählte als Gewinnabsicherung einen Trailing-Stop, den er knapp unter dem Boden der jeweils obersten Box platzierte, die sich fertig ausgebildet hatte. Er schreibt: „Mein Kompromiss sah vor, so nahe wie möglich am Kursgipfel zu verkaufen, insbesondere an dem Punkt, an dem die Aktie ihre höchste Box erreicht hatte, sich dann in ihrer Bewegung umkehrte, und einen Abwärtstrend einschlug, indem sie den Boden erste obersten Box nach unten durchbrach.

Zusammenfassung der originalen Kaufkriterien der Darvas Stragegie:

  • Die obere Begrenzung der Darvas-Box entspricht einem Mehrjahreshoch, idealerweise dem Allzeithoch.
  • Die Performance der Aktie seit ihrem 52-Wochentief beträgt mindestens 100%.
  • Das Handelssignal "Darvas-Breakout" wird ausgelöst, wenn die Aktie auf ein neues Hoch ausbricht.
  • Positiv ist eine zuletzt deutlich gesteigerte Umsatzaktivität.
  • Positiv ist wenn das Unternehmen hohe zu erwartende Gewinnsteigerungen vorweist.

Literatur

Die Zitate in diesem Artikel stamen aus Nicolas Darvas (2005), „Das Wall-Street-Casino. So machen Sie mit Aktien ein Vermögen und behalten es auch.“  (Kulmbach: Börsenmedien AG).
Hinweis: Die veröffentlichten Tradingsignale und Empfehlungen dienen lediglich der allgemeinen Information, sie sind keine Beratung im Sinne des Wertpapierhandelsgesetzes und stellen kein Angebot und keine Aufforderung zum Kauf, Halten oder Verkauf von Wertpapieren oder Derivaten dar. Sie entsprechen lediglich der aktuellen Einschätzung des verwendeten Handelssystems.
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